F 02 - Who owns the city? Digital Planning and Data Sovereignty
Mehr und mehr Städte werden „smart“ und möchten die Digitalisierung vorantreiben. Dies betrifft natürlich auch die Stadtplanung und uns als PlanerInnen. Die Förderung partizipativer Planungs- und Entscheidungsprozesse, unterstützt von digitalen Technologien zur Förderung der demokratischen Stadtentwicklung, ist oftmals eines der Ziele vieler Smart City Strategien.
Was das für Planungs- und Partizipationsverfahren und Akteurskonstellationen, die Planungsentscheidungen beeinflussen heißt und welche Hintergründe, Treiber, Ursachen und Wirkungen der Digitalisierung hierbei eine Rolle spielen, wird die Projektgruppe untersuchen. Dazu, ist zunächst ein tieferes Verständnis nötig, was Digitalisierung von Planungsprozessen bedeutet und welche Rolle einzelne Aspekte wie Datenstandardisierung, Softwarentwicklung aber auch politische Entscheidungen und - Zusammenhänge auf allen administrativen Ebenen und letztendlich auch wirtschaftliche Interessen spielen.
Mit Bezug auf Letztere gewinnt der Gedanke der digitalen Souveränität von Städten mehr und mehr an Bedeutung. Somit ist es wichtig, ein tieferes Verständnis des Konzeptes der digitalen Souveränität zu gewinnen und Zusammenhänge mit Planungsprozessen, –entscheidungen und Akteurskonstellationen herauszuarbeiten. Insbesondere die Rolle der BürgerInnen hierbei ist zu hinterfragen, denn diese variiert in Smart City Strategien, die die städtische Bevölkerung vermehrt in solche Prozesse digital einbinden möchten, von passiven „prosumern“ bis hin zu „rebel-citizens“. Es stellt sich also die Frage, wer entscheidet eigentlich wie darüber, wie die städtische Zukunft und gebaute Umwelt aussehen soll und wie diese Entscheidungsprozesse durch die Digitalisierung beeinflusst werden?
Seit der der Unterzeichnung eines Memorandum of Unterdstanding mit Cisco 2014 ist auch die Stadt Hamburg auf dem Weg eine Smart City zu werden. Auch die Planung hat sich seitdem verändert. Der bundesweite Erlass, dass bis 2023 alle Planwerke im XplanGML Standard - also digital - erstellt werden müssen, gilt seit 2017 und ist in Hamburg bereits vollständig umgesetzt. Auch zur Abwicklung von Beteiligungsprozessen kommen sowohl eine externe Software für formelle Beteiligungsverfahren, als auch ein eigens, in Kooperation mit der Hafen City Universität, entwickeltes Tool namens „DIPAS“ (Digitales Partizipationssystem) zum Einsatz, die mit dem administrativen Programm „DiPlanung“ über Schnittstellen verbunden sind bzw. werden sollen. Im Rahmen eines EU-geförderten Forschungsprojektes in Kooperation mit der schwedischen Stadt Helsingborg wurde eine Participatory Data Standard (PDS) entwickelt um eine Vergleichbarkeit von Partizipationsverfahren schaffen um Zusammenhänge untersuchen zu können. Des Weiteren ist Hamburg Mitglied in der Cities Coalition for Digital Rights, einem Bündnis von über 50 Städten weltweit, deren Ziel es ist, Menschenrechte im digitalen Raum, insbesondere in urbanen Kontexten, zu fordern und fördern. Ein Fokus liegt hier bei technologischer Souveränität bezüglich Daten und Serviceleistungen.
Somit bietet Hamburg ein anschauliches Beispiel, um der in Planungsliteratur bereits vielfach diskutierten Frage „Wem gehört die Stadt?“ aus aktueller Perspektive nachzugehen und durch die Linse der Digitalisierung mit Bezug auf die Planung zu untersuchen, wem beispielsweise städtische Daten, Bürgerdaten und technische Infrastrukturen gehören und wer sie formt.
Inhaltliche Schwerpunkte kann die Gruppe gegebenenfalls selbst wählen und mit Unterstützung der Betreuung ein entsprechendes Forschungsdesign entwickeln. Denkbare methodische Ansätze sind beispielsweise systematische Literaturanalyse, Dokumentenanalyse, Akteurs- oder Stakeholder Analyse, qualitative ExpertInneninterviews oder Befragungen.
Ein Großteil der Fachliteratur ist in Englischer Sprache verfasst. Somit sollten Teilnehmende gute Englischkenntnisse mitbringen und die Gruppe kann entscheiden, ob die Projektarbeit und Studienleistungen auf Englischer oder Deutscher Sprache erfolgen werden. Eigene Feldforschung im Rahmen einer Exkursion nach Hamburg ist möglich, allerdings natürlich auch abhängig von der Pandemie-Entwicklung.