A 02 - Urbane Transformation am Dortmunder Hafen - Planung als „wicked problem"
Mathematische Probleme sind nicht immer einfach zu lösen, jedoch ist die Aufgabe z.B. in Form einer Gleichung vollkommen eindeutig und es gibt eine klare richtige Lösung und eindeutig falsche Ergebnisse. Planungsprobleme sind nach Rittel und Webber (1992) anders oder gar „wicked“ (meist übersetzt als „bösartig“ oder „vertrackt“. Im Gegensatz zur mathematischen Gleichung kann die Beschreibung eines komplexen raumbezogenen Problems laut der Autoren nicht richtig oder falsch sein, sondern ist abhängig von Perspektiven und normativen Wertungen; Gleiches gilt für die unzähligen Lösungsmöglichkeiten eines solchen Problems. Weitere Merkmale von „wicked problems“ sind, dass Ziele und Maßnahmen zur Problemlösung (auch an anderer Stelle) neue Probleme hervorrufen. Auch das „trial and error“ Prinzip ist auf Maßnahmen zur Problemlösung hier nicht anwendbar, da sich z.B. errichtete Bebauung nicht einfach und schnell wieder zu einem Park umwandeln lässt.
Vor diesem Hintergrund werden wir uns im Projekt mit der Planung und Entwicklung des Dortmunder Hafens, insbesondere der Quartiersentwicklung Speicherstraße beschäftigen. Seit 2009 treibt die Stadt Dortmund die Transformation dieses Areals vom Industriehafen zum „Szene Quartier“ (WAZ 2010), „Digitalen Hotspot“ (Wirtschaftsförderung Dortmund 2024) und „Quartier für alle“ (ebd.) voran. In diesem Zuge erfuhr das Quartier bis heute bereits umfangreiche (bauliche) Veränderungen. Doch die Planungen sind noch nicht vollendet: Aktuell wird ein Umzug der Dortmunder Fachhochschule in das Quartier diskutiert. Im Rahmen einer Fallstudienanalyse werden wir beteiligte Institutionen, Akteure und unterschiedliches Wissen, das in Problemdefinitionen, Entscheidungsfindungs- und Planungsprozesse und letztendlich die Entwicklung des Gebietes einfließen genauer betrachten. Was genau ist das Problem hier? Was soll dort warum und für wen entstehen? Welche Meinungen, Wünsche und Positionen von Akteuren gibt es und was wird daraus? Inwiefern die Entwicklung des Dortmunder Hafens ein "bösartiges Planungsproblem" darstellt, kann als leitende übergeordnete Forschungsfrage dienen und im Projektverlauf weiter differenziert werden.
Als Untersuchungsmethoden können u. A. dienen:
- Ortsbegehung(en)
- Kartierung(en)
- Akteursanalyse(n)
- Umfrage(n)
- Interviewmethoden (Expert*innen, problemzentriert, informal conversations, walk-along etc.)
- visuelle Analysen (Bild-, Foto-, Videoanalysen von bspw. Imagefilmen und Entwürfen)